Kushiel 02 by Jacqueli

Kushiel 02 by Jacqueli

Autor:Jacqueli
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


43. KAPITEL

Eine Offerte.

Eine äußerst gefährliche Offerte.

Nachdem Melisande gegangen war, kauerte ich mich auf meine Pritsche, die Arme um die Knie geschlungen, und dachte nach. Davor war alles anders gewesen. Die Verzweiflung gebiert eine gewisse Ruhe. Nun war mir jedoch selbst dieser Luxus genommen.

Ich musste nachdenken.

Joscelin und Ti-Philippe lebten! Sie hatten sich ins yeshuitische Viertel geflüchtet, dessen war ich mir sicher. Das war der einzige Ort, an dem weder Benedicte noch die Stregazza suchen würden. Und es war der erste Ort in La Serenissima, den Joscelin aufgesucht hatte. Falls Ti-Philippe entkommen war, klug genug und in der Lage dazu, würde er dort nach ihm suchen. Jetzt dankte ich Elua für den Argwohn meiner Chevaliers, der sie verleitet hatte, Joscelin zu folgen, wenn er verschwand.

Die beiden wussten genug, um Percy de Somerville anzuklagen, auch wenn sie keinerlei Beweise gegen ihn in Händen hielten. Nur konnte genau das, was sie nicht wussten, ihren Tod herbeiführen. Prinz Benedicte … Benedicte und Melisande. Trotzdem, Ti-Philippe war gewiss gerissen genug, Benedictes Wachmännern zu entkommen.

Den Soldaten Percy de Somervilles, die Prinz Benedicte ahnungslos in seine Dienste genommen hatte, wie wir alle geglaubt hatten.

Ti-Philippe und Joscelin wussten, dass Remy, Fortun und ich zu einer Audienz am Kleinen Hof gewesen und danach spurlos verschwunden waren.

Aber sie konnten nicht wissen, warum. Auf dem Weg von unserem Haus zum Palast konnten uns eine Vielzahl »Unfälle« zugestoßen sein. Ich dachte immer wieder darüber nach und kam am Ende stets zu demselben Schluss. Die Verschwörung war einfach zu schwer zu durchschauen. Weder Ti-Philippe noch Joscelin würden Benedictes Verrat auch nur erahnen.

Was du suchst, wirst du an dem letzten Ort finden, an dem du nachsiehst …

Ich hatte nicht damit gerechnet; genauso wenig würden sie es tun. Ich konnte nur hoffen, dass mein Verschwinden und die verräterischen Wachsoldaten genügend Argwohn in ihnen wecken würden, dass sie den Kleinen Hof mieden und sich direkt an Ysandre wandten.

Wenn es ihnen gelang zu überleben. Wenn Ti-Philippe nicht irgendwo auf einer Pritsche lag und Blut und Wasser schwitzte, geschüttelt von irgendeiner schrecklichen Kanal-Seuche. Wenn Joscelin nicht längst unterwegs zu irgendeiner im Norden gelegenen Steppe war, wo er einer uralten Prophezeiung der Yeshuiten nachjagte.

Und nicht zuletzt: Falls sie überhaupt bis zur Königin vordringen konnten, was Melisande, die nicht dazu neigte, sich Illusionen hinzugeben, für schlechterdings unmöglich hielt.

Wenn, wenn, wenn.

Es ist schrecklich, wider alle Vernunft zu hoffen.

Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Melisandes Behauptungen stimmten. Es ist nur zu wahr, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wird. Mit der Unterstützung von Duc Percy de Somerville und Prinz Benedicte de la Courcel würde Melisandes Ruf wiederhergestellt werden, und zwar nahezu makellos. Die wenigen Stimmen, die sich gegen sie erheben mochten, würden rasch zum Schweigen gebracht werden. Einige wenige würden aufbegehren, aber nicht sehr viele. Ich hatte das Murren unter den Adligen nicht vergessen, als Drustan mab Necthana in die Cité Eluas einritt.

Viele, sehr viele würden sich nur zu gern eines piktischen Prinzgemahls entledigen, dessen Blutlinie die des Hauses Courcel verwässerte. Diesen Makel hatte Benedicte nicht, der nach wie vor in der Thronfolge hinter Ysandre stand.



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